Handball WM 2019 Gruppe A

Hallo zusammen,
es sind nur noch wenige Tage bis zum ersten großen Sport Highlight in diesem Jahr.
Am Donnerstag startet die Handball Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark.
Nach knapp sechs Jahren Vorbereitung ist alles angerichtet für ein Turnier das für neue Rekorde sorgen soll. Auf und neben dem Parkett.

In diesem Blog gebe ich meine Meinung über die Kräfteverhältnisse der teilnehmenden Mannschaften ab und schaue auf die Favoriten und ihre Schlüsselspieler.
Eine detaillierte Vorschau wird es aus zeitlichen Gründen nur für die Gruppe A, die in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin ausgetragen wird, geben.
Die weiteren Favoriten aus den Gruppen B, C und D werden in einem weiteren Blog zusammen vorgestellt.
Gastgeber Deutschland trifft auf den amtierenden Weltmeister Frankreich, die ehemals großen Handballnationen Serbien und Russland, auf Brasilien, sowie ein vereintes Team aus Nord- und Südkorea.

Der Favorit in dieser Gruppe ist Frankreich.
Obwohl sie das erste Mal seit 2003 bei einem Turnier auf Nikola Karabatic (Fußverletzung) verzichten müssen und mit Thierry Omeyer und Daniel Narcisse zwei prägende Figuren der letzten Jahre ihre Nationalmannschaftskarrieren beendeten, sind die Franzosen weiterhin auf so gut wie jeder Position doppelt oder dreifach, ohne großen Qualitätsverlust, besetzt.
Mit Vincent Gerard haben sie einen der besten Torhüter der Welt in ihren Reihen, der schon bei der vergangenen Weltmeisterschaft Omeyer im Laufe des Turniers verdrängte.
Der Rückraum ist mit Spielern wie Timothey N'guessan (Rückraum Links), Kentin Mahe (Rückraum Mitte), sowie den Rückraum Rechten Nedim Remili und Dika Mem, um nur ein paar zu nennen, breit und relativ jung aufgestellt.
Nicht zu vergessen ist das Supertalent Melvyn Richardson, der in seiner ersten Champions League Saison mit Montpellier direkt die Champions League gewann und dazu 64 Tore beitragen konnte, 10 davon beim Final Four Turnier in Köln.
Die Flügelzange Michael Guigou (Linksaußen) und Luc Abalo (Rechtsaußen) nahm schon bei der letzten Weltmeisterschaft in Deutschland 2007 teil und hat seitdem kaum an Qualität verloren.
Auch am Kreis ist Frankreich mit Nicolas Tournat, Cedric Sorhaindo, Ludovic Fabregas und Luka Karabatic unglaublich tief besetzt.
Doch dass ein Team gespickt mit großer Qualität keine Goldmedaille garantiert, mussten die Franzosen bei der Europameisterschaft im letzten Jahr im Halbfinale gegen Spanien schmerzhaft erfahren. Nach einem 9:15 nach 30 Minuten, verloren die Franzosen am Ende mit 23:27 gegen Spanien, die sich zwei Tage später zum Europameister krönten.

Kommen wir nun zum Gastgeber. Die deutsche Mannschaft erlebte nach dem überraschenden Europameistertitel 2016 zwei enttäuschende Turniere (jeweils Platz 9 bei WM und EM). 
Nach der EM im letzten Jahr gab es harte Kritik am Bundestrainer, der nun in diesem Jahr unter enormen Druck steht.
Aber welcher Bundestrainer würde das bei einem Heimturnier nicht?
Der DHB kommuniziert das mutige aber nicht utopische Ziel Halbfinale in Hamburg.
Die Torhüter Position ist mit Andreas Wolff (THW Kiel) und Silvio Heinevetter (Füchse Berlin) Weltklasse besetzt.
Ebenso die Außenpositionen mit Uwe Gensheimer und Matthias Musche, dem besten Torjäger der DKB Handball-Bundesliga, auf der linken Seite, sowie mit Patrick Groetzki und Tobias Reichmann (28er-Kader) auf der rechten Seite.
Die Kreis Position ist mit Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler und Jannik Kohlbacher tief und variabel besetzt. Wiencek und Pekeler bilden zusammen mit Finn Lemke den Innenblock in der Abwehr, der für das deutsche Spiel von immenser Bedeutung ist.
So weit so gut? Naja wenn da nicht das Fragezeichen im Rückraum wäre.
Der Rückraum war im vergangenen Jahr das größte Problem. Fehlende Kreativität und zu viele technische Fehler verbauten dem Team ein deutlich besseres Abschneiden.
Um dieses Problem zu lösen, holte Prokop den 2016 aus der Nationalmannschaft zurückgetretenen Martin Strobl, für die Rückraum Mitte Position, wieder zurück ins Team.
Weitere Optionen auf der Mitte sind Paul Drux, Tim Suton sowie die Linkshänder Fabian Wiede und Steffen Weinhold.
Im linken Rückraum fehlt, nach dem Ausfall von Julis Kühn, ein Shooter für die einfachen Tore aus dem Rückraum. Ihn ersetzen sollen Fabian Böhm, der in Balingen schon 3 Jahre mit Strobel zusammen gespielt hat, sowie Steffen Fäth.
Fäth ist ein Spieler der das Vertrauen des Trainers benötigt, um über sich hinauszuwachsen und sein Potenzial konstant ausschöpfen zu können.
In der bisherigen Saison waren seine Leistungen sehr schwankend.
Im rechten Rückraum hat der Bundestrainer mit dem erfahrenen Steffen Weinhold und dem jungen Franz Semper (bekam den Vorzug vor Europameister Kai Häfner) sowie Fabian Wiede drei sehr gute Optionen.
Während Weinhold oft das Eins-gegen-Eins sucht, kann Semper auch mal von 9 Metern hochsteigen.
Um ein erfolgreiches Turnier zu spielen, muss die deutsche Mannschaft zunächst als Team auftreten und die Probleme im Rückraum und in der Spielgestaltung lösen, um dann mit den eigenen Fans im Rücken, auf der dann (hoffentlich) vorhandenen Euphoriewelle, in Richtung Halbfinale in Hamburg reiten zu können.

Frankreich und Deutschland werden somit für mich den Gruppensieg unter sich ausmachen und somit befasse ich mich jetzt mit dem Kampf um den dritten Platz für die Hauptrunde in Köln.
Um Platz 3 wird es einen Dreikampf zwischen Brasilien, Serbien und Russland geben, indem ich die Brasilianer knapp vorne sehe.

Obwohl die Brasilianer in den letzten Jahren den Platz als bestes Team Südamerikas an ihre Erzrivalen aus Argentinien abgeben mussten, sind sie ein sehr unangenehmer Gegner bei dem der Großteil des Kaders in Europa aktiv ist. Star der Mannschaft ist ohne Zweifel Thiagus Petrus Santos (Rückraum Links), der beim FC Barcelona spielt. Ein weiterer Schlüsselspieler ist der Rückraum Rechte Jose Toledo (Wisla Plock).
Auch der Halblinke Haniel Langaro, in der französischen Liga bei Dünkirchen aktiv, ist ein wichtiger Pfeiler dieser Mannschaft.
Schmerzlich vermisst wird hingegen der Ex-Kieler Rogerio Ferreira Morales (Kreis), der aufgrund einer Verletzung nicht an der WM teilnehmen kann. 

Die Serben haben turbulente und erfolglose Jahre hinter sich. Nach dem man 2012 Vize-Europameister beim Turnier im eigenen Land wurde, landete man bei der Weltmeisterschaft 2013 nur auf dem zehnten Platz. Die darauffolgenden Europameisterschaften wurden auf den Plätzen 13, 15 und 12 abgeschlossen. Die Weltmeisterschaften 2015 und 2017 wurden ebenso verpasst, wie die Olympischen Spiele 2016.
Die Mannschaft ist im Umbruch und damit jung und hungrig, aber auf internationalem Parkett auch noch unerfahren. Es scheint alles möglich für dieses serbische Team. Von Platz 3 und der Qualifikation zur Hauptrunde bis zu Platz 5 und Spielen gegen Bahrain, Japan, Chile oder Saudi-Arabien im President's Cup.
Für einen überraschenden Einzug in die Hauptrunde, müssen die Schlüsselspieler der Serben aber mindestens auf ihrem normalen Level performen oder sogar etwas darüber.
Zu nennen wäre hier zum einen der 24-jährige Torwart Vladimir Cupara, der in Polen bei Vive Kielce unter Vertrag steht und in der laufenden Champions League Saison sehr gute Leistungen für die Polen zeigen konnte.
Außerdem zu beachten sind die vier Deutschland Legionäre Miljan Pusica (RL, GWD Minden), Nemanja Zelenovic (RR, Frisch Auf! Göppingen), Bogdan Radivojevic (RA, Rhein-Neckar Löwen) und Mijajlo Marsenic (KM, Füchse Berlin), die durch ihre Tätigkeit in der stärksten Liga der Welt sehr viel Erfahrung mitbringen.

Das dritte Team mit Chancen auf den dritten Hauptrundenplatz, ist das Team aus Russland. Nach dem zwölften Platz bei der WM 2017 und der verpassten Qualifikation zur Europameisterschaft 2018, qualifizierte man sich im Duell gegen Tschechien, sechster der EM 2018, nach einem 26:27 im Hinspiel mit einem überzeugendem 29:21 im Rückspiel für das Turnier in Deutschland und Dänemark.
Das russische Team ist solide, mehr aber nicht. Im Rückraum gibt es mit Pavel Atman (RM, Hannover-Burgdorf) und Dimitri Zhitnikow (RM, Pick Szeged), zwei Spieler mit internationaler Klasse. Die weiteren Spieler sind international weitgehend unerfahren. 
Auf den Außen Positionen haben die Russen mit Timur Dibirov (LA, 35 Jahre) und Daniil Shishkarev (RA, 30 Jahre) zwei erfahrene und Torgefährliche Spieler vom mazedonischen Spitzenclub Vardar Skopje in ihren Reihen.
Auch am Kreis sind sie mit dem 21-jährigen Sergey Gorpishin (HC Erlangen) und Gleb Kalarash (Vardar Skopje) gut aufgestellt.
Ein Mittel zum Erfolg soll die 5:1-Deckung sein, mit der Ballverluste provoziert und so schnelle Tempogegenstoßtore erzielt werden sollen.
Im Dreikampf sehe ich die Russen jedoch knapp hinter ihren beiden Kontrahenten, jedoch kann in 60 Minuten Handball natürlich viel passieren und es ist nicht ausgeschlossen, dass am Ende alle drei Mannschaften mit jeweils einem Sieg aus den direkten Duellen herausgehen werden und so eine Überraschung, positiv (Punktgewinn gegen Frankreich oder Deutschland), wie negativ (Punktverlust gegen Korea), am Ende den Ausschlag geben könnte.

Den Abschluss dieser Vorschau auf die Gruppe A beschließt das vereinte Team aus Korea. Sie sind der klare Underdog und die große Unbekannte in dieser Gruppe. Es wird definitiv historisch. Denn neben 16 Südkoreanischen Spielern, stehen auch vier Nordkoreanische Spieler im Aufgebot.
Die Südkoreaner qualifizierten sich zum ersten Mal seit 2013 wieder für eine Weltmeisterschaft und wurden bei den Asienspielen 2018 dritter.
Kein Spieler scheint über gehobene internationale Klasse zu verfügen und somit wird das Team wohl alle fünf Spiele in der Vorrunde verlieren.





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