Rückblick auf das Finalwochenende

Hallo zusammen,
die WM setzte am Sonntag ihren Schlusspunkt mit dem Spiel um Platz 3, sowie dem großen Finale im dänischen Herning. Somit blicke ich heute auf die Spiele des letzten Wochenendes dieser 26. Handball Weltmeisterschaft zurück.

Im ersten Halbfinale am frühen Freitag Abend, zerlegten die Dänen, die das erste und einzige Mal in Deutschland antreten mussten, ihre französischen Gegner mit 38:30.
Spieler des Spiels war mit 12 Toren der überragende Mikkel Hansen. Neben ihm trugen sich auch seine Rückraumkollegen Rasmus Lauge und Morten Olsen mit sechs bzw. fünf Toren in die Torschützenliste ein.
In der ersten Halbzeit entwickelte sich ein offensives Feuerwerk, in dem beide Torhütergespanne lange kaum -im Fall von Dänemark- oder gar nichts (Frankreich) zu fassen bekamen. So konnten sich die Dänen zur Pause schon komfortabel mit 21:15 absetzen.
Nach der Pause setzten sich die Dänen immer weiter ab und führten teilweise mit zehn Toren.
Die französische Abwehr war an diesem Freitag Abend so schlecht wie selten und zudem standen am Ende nur vier Paraden für Cyrill Dumoulin auf dem Spielberichtsbogen.
Nach der 45. Minute nahmen die Dänen den Druck im Angriff deutlich heraus und machten so ein paar Fehler. Die Franzosen kamen kurzzeitig auf sechs Tore heran, danach fanden sich die Skandinavier jedoch wieder und hätten ohne diese kurze Schwächephase die 40 Tore Marke locker knacken können. Die Dänen waren im Finale vor heimischer Kulisse nach dieser Leistung definitiv der Favorit.

Im zweiten Halbfinale trafen die bis dato ungeschlagenen Gastgeber auf den Vize-Weltmeister von 2017, Norwegen. Die deutsche Mannschaft kam gut ins Spiel und führte früh mit 3:1.
In der Folge entwickelte sich ein enges und ausgeglichenes Spiel, in dem sich die Norweger durch Überzahlsituationen immer wieder mit 2 Toren absetzen konnten. Generell gab es in diesem Spiel, wie so oft in diesem Turnier, viele Zeitstrafen auf beiden Seiten und die Schiedsrichter waren nicht auf Halbfinalniveau. Die Norweger führten zur Halbzeit mit 14:12.
In den ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit zogen die Norweger, auch wieder bedingt durch deutsche Zeitstrafen, auf vier Tore weg.
Die deutsche Mannschaft konnte sich, trotz der roten Karte gegen Hendrik Pekeler, auf zwei Tore herankämpfen und es ging mit einem 25:27 aus deutscher Sicht in die letzten beiden Minuten. Die deutsche Mannschaft schaffte es jedoch nicht ihre Chancen zu nutzen und so zogen die Norweger mit einem verdienten 31:25 ins Finale ein.
Es gibt viele Gründe für diese Niederlage.
Die deutsche Sieben spielte im Halbfinale ihr schlechtestes Spiel in diesem Turnier. Die Abwehr inklusive Torhüter (nur 6 Paraden) stand schlecht wie lange nicht mehr und war nicht der gewohnte Rückhalt den die inkonstante Offensive benötigt hätte.
Im Rückraum spielte einzig Fabian Böhm mit 6 Toren bei 7 Versuchen gut auf. Kai Häfner und Steffen Fäth hingegen erwischten einen miserablen Tag mit zusammen null Toren bei sieben Versuchen.
Fabian Wiede kann als perfektes Beispiel für diese deutsche Offensive genommen werden. Er traf im gesamten Turnier viele gute Entscheidungen und hatte oft das Auge für seine Mitspieler, jedoch fehlte auch ihm die Konstanz. Zu oft spielte er teils haarsträubende Fehlpässe, vor allem in Empty Goal Situationen, die sehr kostbar waren. Er muss definitiv noch konstanter werden, jedoch konnte er sein großes Potenzial zeitweise zeigen.
Kapitän Uwe Gensheimer machte ein sehr gutes Spiel mit 7 Toren bei 8 Versuchen und traf wieder mal Würfe aus unmöglichen Winkeln.
Der vielleicht entscheidende Faktor im deutschen Spiel war das fehlende Spiel über den Kreis. Am Ende blieb es bei nur 2 Toren bei 3 Versuchen. Hendrik Pekelers Zeitstrafen waren allesamt bitter und mit etwas Fingerspitzengefühl der Schiedsrichter durchaus zu verhindern, jedoch muss er dort teilweise auch cleverer agieren.
Blicken wir nun noch kurz auf die Norweger.
Auch die Norweger hatten mit 7 Paraden keine gute Torhüterleistung.
Jedoch hatten sie einen Star im Rückraum. Sander Sagosen bewies einmal mehr, dass er einer der besten Rückraumspieler der Welt ist und sein Team mit seinen noch jungen 23 Jahren anführen kann.
Das Spiel über den Kreis funktionierte, anders als beim deutschen Team, tadellos. Bjarte Myrhol war für die deutsche Abwehr nicht zu stoppen und so netzte er starke sechsmal ein.
Nur einer traf an diesem Tag für die Norweger häufiger. Magnus Röd machte 7 Tore und spielte bis zu seiner Verletzung überragend.
So zogen die Norweger also am Ende verdient in das Finale von Herning gegen den zweiten Gastgeber Dänemark ein.

Doch bevor es am Sonntag um die Medaillen ging, spielten vier Teams am Samstag in Herning zunächst die Plätze fünf bis acht aus.
Im Spiel um Platz 7 trafen Spanien und Ägypten aufeinander. Die Partie fand vor einem Publikum von nur 5318 Zuschauern statt und wäre wohl, ebenso wie das Spiel um Platz 5 (6075 Zuschauer), in Hamburg besser aufgehoben gewesen.
In der ersten Halbzeit sahen die Zuschauer ein ausgeglichenes Spiel.
Die Spanier konnten sich trotz einer doppelten Überzahl nach knapp 15 Minuten nicht absetzen und so führten die Afrikaner mit 18:17 zur Pause.
Nach der Pause gingen die Ägypter dann sogar mit zwei Toren in Führung.
In Minute 37 brachte Joan Canellas sein Team mit 22:21 in Front. Die Spanier nutzten die Fehler ihres Gegners gnadenlos aus und konnten sich nach 41 Minuten auf 26:22 absetzen. Nach dem Treffer zum 34:28 sechs Minuten vor Schluss, war das Spiel entschieden.
So sicherten sich die Spanier den siebten Platz und damit einen festen Startplatz für ein Olympia-Qualifikationsturnier. Ägypten feierte die beste Platzierung bei einer WM seit dem vierten Platz 2001.
Das Platzierungsspiel um den fünften Platz wurde zwischen Schweden und Kroatien ausgespielt.
Die Schweden erwischten den deutlich besseren Start und führten nach elf Minuten bereits mit 7:3.
Die Skandinavier konnten in der Folge ihren Vorsprung durch ihr Tempospiel sogar ausbauen und so stand es nach 22 Minuten 13:7. Bis zur Halbzeit fingen sich die Kroaten dann doch und hätten auf ein Tor verkürzen können. Stattdessen nutzten die Schweden die ausgelassene Chance und gingen mit einer Drei-Tore Führung in die Kabine.
Sechs Minuten nach der Pause konnte sich das schwedische Team wieder auf sechs Tore absetzen (21:15) und so führten sie auch nach 45 Minuten mit 27:21.
Am Ende gewannen die Schweden mit 34:28 und könnten als Nachrücker eines der Qualiturniere ausrichten, wenn sich einer der Halbfinalisten als Europameister 2020 qualifizieren sollte.

Am letzten Turniertag ging es dann um die Medaillen.
Zunächst traf die deutsche Mannschaft auf Frankreich. Nach dem 25:25 in der Vorrunde konnte man auch an diesem Tag ein enges Spiel erwarten.
Das Spiel war in der Anfangsphase knapp. Die deutsche Mannschaft setzte sich immer wieder mit 2 Toren ab. Diesen Rückstand konnten die Franzosen jedoch immer wieder verkürzen und ausgleichen, sodass es nach 24 Minuten 9:9 stand. Dann setzte sich die deutsche Sieben mit einem 4:0-Lauf zum
Ende der ersten Halbzeit, dank einer wiedererstarkten Abwehr, auf 13:9 ab.
Frankreich kam deutlich verbessert aus der Kabine und glich nach 37 Minuten zum 14:14 aus.
Die Auszeit von Christian Prokop brachte vorerst keine Besserung und so gingen die Franzosen nach 39 Minuten sogar mit 15:14 in Führung.
Eine Viertelstunde vor Schluss führte Frankreich mit 18:16. Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich in der 53. Minute, brachte Dika Mem Frankreich wieder mit einem Tor in Front.
In der 58. Minute bekam Uwe Gensheimer nach einem Foul an Luc Abalo eine unnötige Zeitstrafe. Den fälligen Strafwurf verwandelte Kentin Mahe zum 25:24. Matthias Musche konnte, ebenfalls per Siebenmeter, noch einmal ausgleichen.
Frankreich blieb nach der letzten Auszeit noch 27 Sekunden. Den Wurf von Abalo konnte Silvio Heinevetter parieren und der Abpraller landete bei der deutschen Mannschaft. Es blieben 15 Sekunden und Matthias Musche trieb den Ball nach vorne. Sein Passversuch an den Kreis wurde jedoch abgefangen und Nikola Karabatic setzte mit der Schlusssirene den Schlusspunkt in einem dramatischen Spiel um Platz 3, in dem am Ende die cleverere Mannschaft mit 26:25 gewann.
Trotz der großen Enttäuschung in der letzten Sekunde, bleibt viel positives und die deutsche Mannschaft zeigte in diesem Turnier, dass sie wieder zurück in der Weltspitze ist.
Auch bewies sie in diesem letzten Spiel, dass sie eine Mannschaft mit der Qualität der Franzosen, auch in einer fremden Halle an den Rand einer Niederlage bringen kann und mit etwas mehr Cleverness solche Spiele auch gewinnen kann.

Nach diesem dramatischen Spiel um Platz 3, hofften alle auf ein ähnlich spannendes Spiel im Finale zwischen Dänemark und Norwegen.
Es kam jedoch anders.
In den ersten zehn Minuten war es ein knappes Spiel und die Dänen führten dank Paraden von Niklas Landin mit 6:4. Bis zur vierzehnten Minute konnten die Gastgeber erstmals auf vier Tore davon ziehen (9:5). Dann kam jedoch der Bruch im norwegischen Spiel. Die Dänen zogen mit einem 7:2-Lauf von Minute 19 bis 28 auf 17:10 davon und es ging mit einem 18:11 in die Kabine.
Diese deutliche Führung hatte drei entscheidende Gründe. Zum einen hatte Niklas Landin einen grandiosen Tag und hielt deutlich mehr Bälle als das Gespann auf norwegischer Seite. Zudem hatten die Dänen in der ersten Halbzeit eine unfassbare Trefferquote von 75%. Dadurch folgte zudem, dass sie sich wenige Ballverluste leisteten und so das gefährliche Tempospiel der Norweger verhinderten.
Bis zur 40. Minute kamen die Norweger noch einmal auf sechs Tore heran (21:15), jedoch sorgte ein 4:0-Lauf, nach einer Auszeit von Nikolaj Jacobsen, nach 46 Minuten für die endgültige Entscheidung. Am Ende gewinnt Dänemark mit 31:22 gegen Norwegen, die zum zweiten Mal in Folge Vize-Weltmeister wurden.
Dieser Weltmeistertitel ist der Erste für unsere dänischen Nachbarn, die in diesem Turnier kein Spiel verloren, den Weltmeister von 2017 in Hamburg zerlegten und danach vor heimischem Publikum im Hexenkessel (wenn Dänemark spielte) von Herning gegen ein starkes norwegisches Team zum zweiten Mal während des Turniers nichts anbrennen ließen.
So ist es auch kein Wunder, dass mit Niklas Landin und Rasmus Lauge, zwei Spieler im All-Star Team der WM stehen und zudem Mikkel Hansen den Titel des MVP gewann.
Die Norweger sind mit Magnus Jöndal, Sander Sagosen und Bjarte Myrhol im All-Star Team vertreten. Zudem stehen Fabian Wiede und der spanische Rechtsaußen Ferran Sole im Team.

Abschließend kann man sagen, dass dieses Turnier in Erinnerung bleiben wird. Es gab volle Hallen (vor allem an den deutschen Standorten), viele enge und dramatische Spiele, den Premierentitel der Dänen und eine deutsche Mannschaft die TV-Rekorde aufstellte und ein Land für zweieinhalb Wochen mitreißen konnte. Als negatives wird die Leistung der Schiedsrichter und die von der IHF vorgegebene Linie in Erinnerung bleiben und ich hoffe inständig, dass ab Februar in der Bundesliga und in den internationalen Wettbewerben wieder "normal" gepfiffen wird.
Die handballfreie Zeit dauert nicht lange. Schon am Freitag findet in Stuttgart das All-Star Game der deutschen Nationalmannschaft gegen eine Bundesliga Welt-Auswahl statt und am 7. Februar geht es in der Bundesliga mit dem 20. Spieltag weiter. Die Saison geht nach der WM langsam aber sicher in die entscheidende Phase.

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